Heute hatte ich das erste Mal die Ehre, einer muslimischen Beerdigung beizuwohnen. Obwohl diese Beerdigung in Deutschland stattfand und somit aufgrund der deutschen Gesetze und der begrenzten Anzahl an Friedhöfen für Muslime anders ablief als in islamischen Ländern, war es dennoch ein bewegendes Ereignis. Es war mir eine Ehre, am Grab ein Gebet für den Verstorbenen zu verrichten und ihm damit zu helfen, ein wenig mehr Hasanat (gute Taten) für seine zukünftige Reise ins Paradies zu sammeln.
Ebenso hat es mich sehr gefreut, das meine geliebte Frau das Ghusl mit durchführen durfte.
Diese Erfahrung hat mich inspiriert, diesen Artikel zu verfassen. Ich hoffe und bete, dass das Bestattungsritual und alle seine religiösen Vorgaben für zukünftige Generationen von Muslimen in Deutschland genauso stattfinden können wie in den traditionellen islamischen Ländern.
Der Tod ist ein unvermeidlicher Teil des Lebens, ein Übergang, den jede Seele durchlaufen muss. Im Islam sind die Konzepte von Tod, Sterben und die anschließenden Bestattungsrituale tief in den Lehren des Korans und der Sunnah des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) verwurzelt. Diese Elemente bieten zusammen eine umfassende Einsicht in die islamische Perspektive auf diese bedeutungsvolle Reise von der irdischen Welt ins ewige Jenseits.
Im Islam wird der Tod als ein Übergang vom physischen Leben in dieser Welt zum ewigen Leben im Jenseits angesehen. Der Koran sagt: „Jede Seele wird den Tod kosten. Dann werdet ihr zu Uns zurückgebracht“ (Koran 29:57). Dieser Vers fasst den islamischen Glauben zusammen, dass das Leben auf der Erde vorübergehend ist und das wahre Dasein nach dem Tod beginnt.
Vorbereitung auf den Tod: Muslime werden ermutigt, ein Leben in Rechtschaffenheit und Frömmigkeit zu führen und sich ständig der Vergänglichkeit dieser Welt bewusst zu sein. Der Prophet Muhammad (FSmi) riet: „Erinnert euch oft an den Zerstörer der Freuden (d.h. den Tod)“ (Tirmidhi). Diese Erinnerung dient dazu, den Fokus auf das Jenseits zu richten und ein Leben zu führen, das Allah gefällt.
Der Moment des Todes: Wenn der Tod eintritt, wird geglaubt, dass der Todesengel (Malak al-Mawt) kommt, um die Seele zu nehmen. Der Koran beschreibt diesen Moment sowohl als friedlich für die Gerechten als auch als beunruhigend für die Bösen: „Diejenigen, deren Seelen die Engel im Zustand der Frömmigkeit nehmen, sagen (zu ihnen): ‚Friede sei auf euch; tretet ein in das Paradies für das, was ihr (an Guten) in der Welt getan habt‘“ (Koran 16:32).
Der Sterbeprozess im Islam ist durch mehrere Praktiken gekennzeichnet, die darauf abzielen, der sterbenden Person Trost und geistigen Beistand zu bieten.
Rezitation der Shahada: Wenn der Tod naht, wird empfohlen, dass die sterbende Person die Shahada, das Glaubensbekenntnis, ausspricht: „La ilaha illallah, Muhammadur rasulullah“ (Es gibt keinen Gott außer Allah, Muhammad ist der Gesandte Allahs). Wenn die Person es nicht aussprechen kann, sollten die Anwesenden es laut rezitieren, um sie zu ermutigen.
Gebete und Bittgebete: Familie und Freunde werden ermutigt, für die sterbende Person zu beten und Bittgebete zu sprechen. Der Prophet Muhammad (FSmi) sagte: „Wenn ihr bei einem Sterbenden seid, sprecht gute Worte, denn die Engel sagen ‚Ameen‘ zu dem, was ihr sagt“ (Muslim).
Ausrichtung nach Mekka: Wenn möglich, sollte die sterbende Person so ausgerichtet werden, dass sie nach Mekka (Qibla) schaut. Diese Praxis symbolisiert die Ausrichtung der Seele auf Allah.
Die Bestattungsrituale im Islam sind darauf ausgelegt, den Verstorbenen zu ehren, ihm in Würde den letzten Weg zu bereiten und die Einfachheit und Demut zu reflektieren, die den Glauben kennzeichnen.
Waschen des Körpers (Ghusl): Der Leichnam wird gewaschen und gereinigt in einem Ritual, das als Ghusl bekannt ist. Dieses Waschen wird von nahen Familienmitgliedern gleichen Geschlechts oder von Personen, die in islamischen Bestattungspraktiken geschult sind, durchgeführt. Der Prophet Muhammad (FSmi) sagte: „Wascht eure Toten, denn sie sind (fast) rein“ (Ibn Majah). Siehe auch den hiernach folgenden Absatz.
Einwickeln (Kafan): Nach dem Ghusl wird der Körper in ein schlichtes weißes Leichentuch, das Kafan, gewickelt. Männer werden typischerweise in drei Stücke Stoff gewickelt, während Frauen in fünf Stücke eingewickelt werden. Diese einfache Umhüllung spiegelt die Gleichheit aller vor Allah und die Abkehr von weltlichen Besitztümern wider.
Totenandacht (Salat al-Janazah): Das Totengebet wird in der Gemeinschaft verrichtet und ist ein wichtiger Teil der islamischen Bestattungsriten. Es besteht aus vier Takbirs (dem Ausruf „Allahu Akbar“) und Bittgebeten für den Verstorbenen. Der Prophet Muhammad (FSmi) sagte: „Wenn ein Muslim stirbt und vierzig Muslime, die nichts Allah beigesellen, für ihn beten, akzeptiert Allah ihre Fürsprache für ihn“ (Muslim).
Beerdigung: Der Verstorbene wird dann zum Friedhof gebracht, um bestattet zu werden. Der Körper wird auf der rechten Seite liegend und nach Mekka ausgerichtet ins Grab gelegt. Es wird empfohlen, den Körper sanft ins Grab zu legen, gemäß der Sunnah des Propheten Muhammad (FSmi), der sagte: „Beerdigt die Toten schnell“ (Bukhari).
Dua (Bittgebet) am Grab: Nach der Beerdigung ist es üblich, ein Dua für den Verstorbenen zu sprechen und Allah um Barmherzigkeit und Vergebung zu bitten. Der Prophet Muhammad (FSmi) stand nach der Beerdigung am Grab und sagte: „Bittet um Vergebung für euren Bruder und betet für seine Standhaftigkeit, denn er wird jetzt befragt“ (Abu Dawood).
Das Ghusl, die rituelle Waschung des Verstorbenen, ist ein wesentlicher Bestandteil der islamischen Bestattungsrituale. Es ist ein Akt der Reinheit und Würde, der die spirituelle und körperliche Reinigung des Verstorbenen symbolisiert. Das Ghusl wird mit großer Sorgfalt und Respekt durchgeführt und folgt spezifischen Schritten und Vorschriften, die tief in der Sunnah des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) verwurzelt sind.
Auswahl der Personen: Das Ghusl wird in der Regel von nahen Familienmitgliedern des gleichen Geschlechts oder von Personen, die in den islamischen Bestattungsritualen geschult sind, durchgeführt. Wenn möglich, sollten es vertrauenswürdige und fromme Muslime sein, die mit den religiösen Vorschriften vertraut sind.
Privatsphäre: Der Ort für das Ghusl sollte sauber, privat und ruhig sein, um die Würde des Verstorbenen zu wahren. Nur diejenigen, die unbedingt notwendig sind, sollten anwesend sein.
Intention (Niyya): Bevor mit der Waschung begonnen wird, sollten die Personen, die das Ghusl durchführen, die Absicht (Niyya) formulieren, den Verstorbenen nach islamischem Recht zu reinigen. Diese Absicht wird stillschweigend im Herzen gefasst.
Reinigung der Körperöffnungen: Zuerst werden die Intimbereiche des Verstorbenen mit einem Tuch bedeckt, um die Scham zu bewahren. Danach werden die Körperöffnungen (Mund, Nase, Genitalien) gereinigt. Dabei tragen die Waschenden Handschuhe, um direkten Kontakt zu vermeiden.
Waschen der rechten Seite: Die Waschung beginnt auf der rechten Seite des Körpers, wie es auch bei der rituellen Waschung der Lebenden (Wudu) empfohlen wird. Zuerst werden die Hände und Arme bis zum Ellenbogen gewaschen, gefolgt von Gesicht und Kopf.
Waschen der linken Seite: Nach der rechten Seite wird die linke Seite des Körpers gewaschen. Auch hier werden Hände und Arme bis zum Ellenbogen, das Gesicht und der Kopf gereinigt.
Vollständiges Ghusl: Schließlich wird der gesamte Körper gründlich gewaschen. Dabei wird Wasser über den ganzen Körper gegossen, wobei besonders auf die Reinigung der Haare und der Haut geachtet wird.
Duftstoffe und Kafur: Nach dem Waschen kann der Körper mit Duftstoffen oder Kafur (Kampfer) eingerieben werden, um ihn zu parfümieren und für die Bestattung vorzubereiten. Dies geschieht in Anlehnung an die Praxis des Propheten Muhammad (FSmi), der Duftstoffe als Teil der Reinigung schätzte.
Trocknen des Körpers: Nach der vollständigen Waschung wird der Körper vorsichtig abgetrocknet. Es ist wichtig, dies mit Respekt und Sorgfalt zu tun.
Shrouding (Kafan): Nach dem Trocknen wird der Verstorbene in das Kafan, das traditionelle weiße Leichentuch, gewickelt. Für Männer bestehen diese aus drei Tüchern und für Frauen aus fünf Tüchern. Diese Tücher symbolisieren die Einfachheit und Reinheit vor Allah und betonen die Gleichheit aller Menschen im Tod.
Das Ghusl ist mehr als eine körperliche Reinigung; es ist eine spirituelle Vorbereitung für den Übergang in das Jenseits. Es symbolisiert die Reinheit, die der Verstorbene vor Allah erlangt, und erfüllt eine tiefe spirituelle und religiöse Bedeutung. Der Prophet Muhammad (FSmi) betonte die Bedeutung der Reinigung sowohl im Leben als auch im Tod, und durch das Ghusl wird dieser Aspekt des Glaubens in die Tat umgesetzt.
In der islamischen Eschatologie ist der Zeitraum zwischen dem Tod und dem Tag des Jüngsten Gerichts als Barzakh bekannt. Dies ist ein Zustand des Daseins, in dem die Seele verbleibt, bis die Auferstehung erfolgt. Der Koran beschreibt Barzakh als eine Barriere zwischen dieser Welt und dem Jenseits, die die Seele daran hindert, in die Welt zurückzukehren: „Und hinter ihnen ist eine Barriere bis zu dem Tag, an dem sie auferweckt werden“ (Koran 23:100).
Das Grab als Garten oder Grube: Der Prophet Muhammad (FSmi) lehrte, dass das Grab entweder ein Garten aus den Gärten des Paradieses oder eine Grube aus den Gruben der Hölle sein kann, abhängig von den Taten des Verstorbenen. Dies unterstreicht die Bedeutung eines rechtschaffenen Lebens zur Vorbereitung auf das Jenseits.
Befragung durch die Engel: Im Barzakh wird der Verstorbene von zwei Engeln, Munkar und Nakir, über seinen Glauben und seine Taten befragt. Die Rechtschaffenen werden diese Befragung leicht finden, während die Bösen sie schwierig und beängstigend finden werden.
Warten auf den Tag des Gerichts: Die Seele bleibt im Barzakh, bis der Tag des Gerichts kommt, an dem alle Menschen auferweckt und für ihre Taten in dieser Welt zur Rechenschaft gezogen werden. Der Koran betont die Realität dieses Tages: „Der Tag, an dem sie schnell aus den Gräbern herauskommen, als würden sie zu einem Ziel eilen“ (Koran 70:43).
Die islamische Perspektive auf Tod, Sterben und Bestattungsrituale ist tief in den Lehren des Korans und der Sunnah des Propheten Muhammad (FSmi) verwurzelt. Sie betont die Vergänglichkeit des Lebens, die Bedeutung der Vorbereitung auf das Jenseits und die Würde und den Respekt, die den Verstorbenen gebühren. Durch diese Praktiken finden Muslime Trost und Führung im Angesicht des unvermeidlichen Übergangs von dieser Welt ins Jenseits, was ihren Glauben und ihr Vertrauen in Allahs Barmherzigkeit und Gerechtigkeit bekräftigt.
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